Jahrzehntelang lag die Promotionsakte von Wilhelm Reissmüller im Archiv der Universität München, ohne dass jemand nach ihr fragte. Dabei war seine Vergangenheit im Nationalsozialismus seit den 70er Jahren heftig umstritten. Der einflussreiche Verleger des Donaukuriers in Ingolstadt ging 15 Jahre lang gerichtlich gegen Kritiker vor, um seine Nähe zur NSDAP zu bestreiten. Die Recherchen von Thomas Schuler belegen: Er trat frühzeitig dem NS-Studentenbund bei, ebenso SA und SS und leitete die NS-Hochschulzeitung. Entgegen seiner Lügen gilt seine Mitgliedschaft bei der NSDAP als gesichert und entgegen seiner Behauptung trug er bei der ersten regionalen NS-Parteizeitung im Privatbesitz, dem Donauboten, auch redaktionelle Verantwortung. In der Entnazifizierung wurde er dank eines Persilscheins als Teil des Widerstands gegen Hitler entlastet. Er wurde Ehrenbürger und mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Juni entscheiden Stadträte in Ingolstadt, ob sie ihm die Ehrenbürgerschaft aberkennen. Thomas Schuler gibt Hinweise zum Vorgehen, zur Arbeit in Archiven, zu Behinderungen und warum NS-Recherchen jetzt sinnvoll sind.
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