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Saturday June 14, 2025 15:30 - 16:30 CEST
Recherche heißt nah dran sein. Recherche heißt Intimität. Recherche heißt Details. Die Arbeit als Journalist*innen verlangt es von uns, jeden Winkel eines Menschen und seiner Geschichte auszuleuchten. Aber wann sind wir zu nah? Wann überschreiten wir die Grenzen unseres Gegenübers und wann wird es uns selbst zu persönlich, zu distanzlos? Diesen Fragen wollen wir uns in einem Workshop widmen.

In der Ausbildung und während dem Berufseinstieg bekommen angehende Journalist*innen so viel Handwerk wie möglich beigebracht: Sie lernen, wie sie an Informationen gelangen, wie sie Antworten aus Interviewpartnern herauslocken oder welche persönlichen Details einer Reportage das gewisse Etwas geben. Doch die wichtigste Lektion kommt zu kurz: der menschliche Umgang mit den Protagonist*innen. Wie stelle ich Nähe zu einem Menschen her, die sich für beide Seiten fair anfühlt? Welche Grenzen muss ich bewusst setzen – und woran merke ich, dass welche überschritten wurden?

Immer wieder schnappen angehende Journalist\*innen vermeintlich allgemeingültige Regeln auf, durch sie professionelle Distanz zu ihren Protagonist\*innen wahren: nur siezen, keine Umarmungen, kein privater Kontakt. Doch in der Praxis ist das gar nicht so leicht umzusetzen. Wir werden geduzt, umarmt und außerhalb der Arbeitszeiten angerufen. Wir teilen intime Momente, wühlen durch unsere Fragen Erinnerungen auf. Manchmal sind wir die einzigen, denen unsere Gesprächspartner sich anvertrauen. Und dann wird schnell klar: 0-8-15-Regeln helfen uns da nicht weiter. Sich nur auf seine Intuition zu verlassen und unvorbereitet in intensive Begegnungen mit Menschen zu stolpern, die sich uns anvertrauen, wird unserem Beruf nicht gerecht.

Nicht nur leiden wir selbst als Journalist*innen und die Qualität unserer Recherchen darunter, sondern auch diejenigen, die wir nach der Veröffentlichung zurücklassen.
Wir finden, es braucht mehr Raum, um sich über Arbeitsweisen und Unsicherheiten auszutauschen. Das ist im Sinne unserer eigenen Professionalität, im Sinne der Menschen, deren Geschichten wir veröffentlich und im Sinne eines nachhaltigen, verantwortungsbewussten Journalismus.

Unser Ziel ist es, dass sich die Teilnehmer*innen nach dem Workshop sicherer in ihrer Arbeit fühlen. Mit unserer Unterstützung haben sie einen Werkzeugkasten zusammengestellt, der ihnen dabei hilft, vor, während und nach einer Recherche Nähe und Distanz zu ihren Protagonist*innen auszubalancieren.
Speakers
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Charlotte Köhler

Redakteurin und Freie Journalistin, DIE ZEIT
Charlotte Köhler arbeitet als Redakteurin beim ZEIT Campus-Magazin in Hamburg und als freiberufliche Reporterin. Bei der ZEIT macht sie Magazinjournalismus für junge Menschen und co-hostet den Podcast »Und was macht die Uni?«. Für Magazine wie GEO ist sie im In- und Ausland unterwegs... Read More →
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Helena Weise

Frei
Helena Weise ist freie Journalistin aus Berlin. Sie ist spezialisiert auf lange Erzählformate, schreibt Reportagen und Feature zu gesellschaftspolitischen und psychologischen Themen für Print und Audio. Zu ihren Schwerpunkten gehören Exil und Flucht, Feminismus und Queerness.
Saturday June 14, 2025 15:30 - 16:30 CEST
U2 Haus 3, Hugh-Greene-Weg 1, Hamburg-Eimsbüttel, Deutschland

Attendees (8)


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